1850 – 1925
1850 wird als offizielles Gründungsjahr der Musikkapelle Gleink angegeben. Der Lehrer Josef Distlberger soll jedoch bereits vor dieser Zeit eine Musikkapelle geleitet haben. Er unterrichtete die 6 Söhne des Landwirts Johann Baptist Wieser (1783 – 1846), welche später den Grundstock der Gleinker Blasmusik gebildet haben. Distlberger wurde jedoch noch vor 1850 nach Ernsthofen versetzt, blieb aber mit der Gleinker Musik weiter in Verbindung, was 8 Marschbücher beweisen, die er seinen alten Musikern gewidmet hat. Diese tragen auf der Innenseite des Deckblattes die Widmung: “Geschrieben für meine ehemaligen Musiker in Gleink, Juni 1847, Josef Distlberger, Schulmeister in Ernsthofen.” Die Bücher waren für eine Besetzung von 8 Mann geschrieben. Daraus lässt sich schließen, unter der Annahme, dass auch eine große und kleine Trommel mitwirkten, die Kapelle in der Anfangszeit circa 10 Mann umfasst haben muss.
Von 1878 bis 1899 ist Johann Wieser Kapellmeister der Musikkapelle in Gleink.
Die Gleinker Pfarrchronik erwähnt zum ersten Mal die Gleinker Musikkapelle bei der Einweihung der neuen Schule im Mai 1913. Nach der Segensandacht in der Kirche“wurde in Prozession unter dem Geläute der Glocken und den Klängen der Musikkapelle zur neuen Schule gegangen, wo der Dechant die Weihe vornahm.”
Ab 1899 wurde die bestehende Kapelle der 6 Jahre vorher gegründeten Feuerwehr angeschlossen. Einen Nachweis dafür finden wir in einem Kassenbuch der Musikkapelle aus den Jahren von 1899 – 1914. Das Kassenbuch beginnt mit folgender Eintragung: “Laut Beschluß der Generalversammlung vom 15. Mai 1899 wurde die nun bestehende Freiwillige Feuerwehrmusik ins Leben gerufen, welche über Wunsch der Musikleitung folgende Begünstigungen besitzt und auch manche Pflichten auf sich nimmt. Von Seiten der Mitglieder sowie des Ausschusses wurde eine 50% Beisteuer aus den Beiträgen der unterstützenden Mitglieder bewilligt, welche verwendet werden darf zu Ausflügen bei Feuerwehrfesten, zu Leichenbegängnissen der Mitglieder worüber der Leiter der Musikkapelle alljährlich einen Tätigkeitsbericht der Generalversammlung vorzulegen sich verpflichtet.”
Aus dieser Eintragung ergibt sich klar, dass 1899 ein Musikverein mit unterstützenden Mitgliedern und einem Ausschuss bestand. Kapellmeister in dieser Zeit war Franz Kreuzinger. (1867-1958) Auch eine jährliche Generalversammlung war vorgesehen. Im Kassenbericht sind bis 1906 Mitgliedsbeiträge eingetragen, Generalversammlungen bis 1914, wenn auch nicht regelmäßig. Nicht vereinigt wurden die Kassen des Musikvereines und der Feuerwehr, daher die Bestimmung der Unterstützung der Feuerwehrmusik durch den Musikverein. Die Musikkapelle galt also von 1899 – 1914 als Feuerwehrkapelle. Diese Angliederung könnte neben anderen Gründen erfolgt sein, um die Anschaffung von eigenen Uniformen zu ersparen. Jedenfalls bestand eine enge Verbindung zwischen der Gleinker Musikkapelle und der Feuerwehr, was auch durch den Veranstaltungskalender bestätigt wird.
Laut Kassenbuch herrscht in den Jahren 1899 – 1908 rege Tätigkeit bei der “Feuerwehrmusik Gleink”. Alljährlich werden mehrere Konzerte erwähnt, fester Bestandteil im Jahresablauf war das “Kaiserfestkonzert” anlässlich des Geburtstages von Kaiser Franz Joseph am 18. August. Die Kapelle wirkt mit bei Hochzeiten, Begräbnissen und Faschingsunterhaltungen. Die Kapelle spielt auch öfters auswärts, besonders bei Feuerwehrfesten (Garsten, Steyr, Weistrach).
Feuerwehrmusik Gleink bei der Primizfeier 1902
Laut Kassenbuch feiert Josef Obermüller im September 1902 unter Mitwirkung der Musikkapelle Gleink Primiz.
Ab Beginn des Ersten Weltkrieges, viele Musiker mussten einrücken, war die Kapelle nicht spielfähig. Es folgten wirtschaftlich schlechte Jahre. Die finanzielle Situation der Kapelle dürfte ziemlich schlecht gewesen sein, es wurden in den Pfarren Dietach und Gleink Sammlungen durchgeführt um Instrumente anzukaufen. Auf Initiative von Gemeindesekretär Josef Huber (1899-1968) und dem Land- und Gastwirt Josef Pachner (1882-1954) aus Staning wurde im Februar 1923 die Gleinker Kapelle wieder gegründet. Die erste Ausrückung der neu zusammengestellten Kapelle findet im Juli 1923 anlässlich einer Fahnenweihe der Landarbeiter statt.
Musikkapelle Gleink beim Landarbeiterfest 1923
1923 ist in Gleink ein Feuerwehrfest, wobei die Mitwirkung der Musikkapelle ausdrücklich erwähnt wird. Die Pfarrchronik berichtet: “Im Juli hielt unsere Feuerwehr in hochfeierlicher Weise ihr Gründungsfest: Am Vortage Fackelzug mit Musik, die Häuser beleuchtet, geschmückt, Teich elektrisch beleuchtet. Gondelfahrten. Am Sonntag Kirchengang “Feuerwehrpredigt”, nachher Festzug in den Klosterhof, wo der Wehrführer Roman Holzer die Festansprache hielt, 22 fremde Wehren beehrten mit zahlreicher Mannschaft die jubilierende Gleinkerwehr.”
Musikkapelle Gleink-Dietach, Feuerwehrfest 1923
1925 – 1950
Von 1925 bis 1930 ist Josef Michlmayr Kapellmeister in Gleink, dessen Hauptaugenmerk allerdings eher bei der damals existierenden Streichkapelle lag. Die Leitung der Blasmusikkapelle oblag Josef Pachner sen. Das Interesse der Bevölkerung an der Blasmusik wuchs und so wurde am 15.11.1925 bei einer Versammlung im Gasthaus Schweinschwaller in Dietachdorf auf Initiative von Revierinspektor Johann Schwendtner (1882-1949), Kommandant am Gendarmerieposten Gleink, der “Verein der Musikfreunde” neu ins Leben gerufen. Der Musikverein bildet seither die ideelle und finanzielle Basis, ohne die auf Dauer keine gute Musik ertönen kann. Musikkapelle und Musikverein bilden seitdem einen wichtigen Teil im öffentlichen Leben von Gleink.
Gründungsfest der Musikkapelle Gleink 1926
Im Juli 1926 wird in der Pfarrchronik zum erstenmal wieder seit 1910 die Mitwirkung der Musikkapelle bei einem Familienfest erwähnt: Ludwig und Katharina Pointner danken in einer Zeitungsanzeige der löblichen Musikkapelle für den musikalischen Teil der Feier ihrer Goldenen Hochzeit.
Wieder ist es ein Fest der Feuerwehr, das besondere Erwähnung verdient. Im November 1927 fand im Gasthaus Lugmayr die Ehrung verdienter Wehrmänner statt. “Das Streichorchester des Musikvereines Gleink-Dietach unter Leitung seines tüchtigen Dirigenten, Herrn Michlmayr, ließ fleißig seine Weisen ertönen und verschönerte das Fest, besonders das Violinsolo der Gebrüder Herzog fand allgemeinen Beifall.”
1932 wird Franz Novotny zum Kapellmeister der Musikkapelle Gleink-Dietach. Aus dieser Zeit existieren leider nur sehr wenige Aufzeichnungen.
1934 wird zum erstenmal in der Chronik das später traditionell gewordene Gartenkonzert am Fronleichnamsnachmittag beim Gasthaus Schlader erwähnt.
Nach Jahren erfolgreicher Aufbauarbeit feierte der Musikverein Gleink-Dietach im Juli 1935 unter dem langjährigen Obmann Gend. Rev. Inspektor Hans Schwendtner und dem überaus rührigen Kapellmeister Franz Novotny das 10-jährige Gründungsfest. Fast 20 auswärtige Kapellen waren zu diesem Fest erschienen. Der Empfang an der Bundesstraße, Abzweigung Gleink, und der Einmarsch der Kapellen nahm den ganzen Vormittag in Anspruch. Den Höhepunkt des Tages bildete die Gesamtaufführung der beiden Märsche: “Mein Österreich” und “Hessenmarsch”.
Der Musikverein Gleink unterhielt auch eine eigene Theatergruppe. Viele Jahre hindurch bis zum Aufkommen des Fernsehens erfreute sie in der Faschingszeit mit ihren Darbietungen die zahlreichen Besucher. Im Jänner 1936 brachte die Theatergruppe des Musikvereines Gleink-Dietach im Gasthaus Roithner das Lustspiel “Tobias macht Nachtdienst” zur Aufführung. Die Pausen wurden “durch auserlesene Musikstücke, vorgetragen vom Vereinsorchester ausgefüllt und verschönt.”
Etwas vernachlässigt wurde die Nachwuchspflege in dieser Zeit. Ein Instrument konnte man nur lernen, wenn es tatsächlich benötigt wurde. Das hing wohl sicher mit der damaligen Wirtschaftslage zusammen.
Musikkapelle Gleink-Dietach anläßlich der Glockenweihe 1950
In einem großen und bestens gelungenen Musikfest im Juni 1950, an dem 17 Musikkapellen aus näherer und weiterer Umgebung teilnahmen, konnte die Blaskapelle Gleink-Dietach unter großer Teilnahme der Bevölkerung ihren 100-jährigen Bestand feiern. Zugleich wurde der 25-jährige Bestand des Musikvereines Gleink-Dietach gefeiert.
1950 – 1975
Eines der letzten Fotos des Musikvereines Gleink-Dietach
auf der Steyrerbrücke beim Musikfest 1950
In den 25 Jahren des Bestandes des Musikvereines Gleink-Dietach hatte die Blasmusik einen derartigen Aufschwung genommen, dass gegen Ende des Jahres 1950 die Kapelle und der Musikverein geteilt wurden. Die diesbezüglichen Verhandlungen, besonders vermögensrechtlicher Natur, konnten zu einem guten Abschluss gebracht werden. Seit 1950 bestehen daher 2 Musikkapellen und 2 Musikvereine: Musikverein und Musikkapelle Gleink und Musikverein und Musikkapelle Dietach. Die Richtigkeit der Trennung bewies die Zukunft. Beide Kapellen entwickelten sich günstig.
In den Jahren 1950 – 1975 nahm die Kapelle an 6 Konzertwertungsspielen in der Mittelstufe teil. Es konnten dreimal erste Ränge mit Auszeichnung, zweimal erste Ränge und einmal ein zweiter Rang erreicht werden. An Marschmusikwettbewerben wurde siebenmal teilgenommen, wobei zweimal ein erster Rang mit Auszeichnung und fünfmal ein erster Rang erreicht wurde.
Tradition in dieser Zeit war der Musikvereinsball im Gasthaus Roithner. Die Tanzmusiken, die kleine Blechmusik und die Tanzkapelle wurden vom Verein selbst gestellt. Am 24. 3. 1957 übernimmt der Bankangestellte Richard Huber die Stelle des Kapellmeisters von seinem Vater Josef Huber (1889-1968).
Die Stadtgemeinde Steyr förderte unsere Kapelle durch jährliche Subventionen. Besondere Hilfe gewährte die Stadtgemeinde bei der notwendigen Umstellung der Instrumente auf die Normalstimmung (1957), bei der Beschaffung von blauen Uniformen für die Kapelle (1957), sowie bei der Neueinkleidung der Kapelle mit Tracht (1968).
Im Gastgarten des Gasthauses Roithner 1969
Die Stadtgemeinde erwarb in Gleink das ehemalige Gasthaus Schlader, das in ein “Haus der Begegnung” umgewandelt wurde. Neben dem städt. Kindergarten und den Räumen für die Ortsgruppe einer politischen Partei konnte damit der langjährige Wunsch der Musikkapelle nach einem eigenen Probenraum erfüllt werden. Mit der Eröffnung am 23. 9. 1973 durch Bürgermeister Josef Fellinger hat das bis dahin übliche Proben in Gasthäusern ein Ende genommen.
Festzug am Gleinker Ortsplatz beim Musikfest 1975
Vom 27. bis 30. Juli 1975 feierte der Musikverein das 50jährige und die Musikkapelle das 125jährige Bestehen mit dem Bezirksmusikfest in Gleink. An dem Festzug durch Gleink nahmen 26 Musikkapellen, verschiedene Sportverbände, geschmückte Fahrzeuge und die Goldhaubengruppe teil.
1975 – 2000
Zwei wesentliche Neuerungen, die bis heute Tradition sind, wurden 1977 eingeführt: das Wunschkonzert in der Caritasturnhalle und die Weihnachtsfeier.
1979 rückte die Kapelle zum ersten Mal mit ihrer neuen “original oberösterreichischen Tracht” aus. Diese Tracht wurde bis zum Wunschkonzert 1991 getragen. In diesem Jahr wurde die Kapelle erneut neu eingekleidet. In der ersten Halbzeit trat die Kapelle noch in den alten Uniformen auf, in der Pause wurde die neue Tracht angezogen. Diese besteht nun aus roten Westen, grünen Jacken, weißen Hemden, rot-weißen Bindern, schwarzen Hosen und Schuhen, schwarzen Hüten mit grünen Hutbändern und graubraunen Lodenmänteln.
Im Juni 1985 wurde vom Musikverein Gleink das erste Parkfest abgehalten. Dieses findet bis heute alljährlich Anfang Juli im ehemaligen Zwergerlgarten des Stiftes Gleink statt.
Bei der Generalversammlung im März 1987 legte der Kapellmeister Richard Huber (1923-1988) sein Amt nach 30jähriger Tätigkeit zurück. Mit ihm schied auch der Obmann Johann Knogler aus seinem Amt. Dessen Nachfolger wurde der Versicherungsangestellte Valentin Stöckler. Kurzzeitnachfolger als Kapellmeister wurde Josef Lechner, Angestellter der BMW Steyr. Aus organisatorischen Gründen übernahm allerdings im selben Jahr Richard Huber interimistisch das Amt des Kapellmeisters. 1988 folgte der Musiklehrer Manfred Dobler als Leiter der Musikkapelle. Er setzte sich zum Ziel, Jungmusiker für die Kapelle zu gewinnen. Beim Tag der offenen Tür konnten 20 Musikschüler gewonnen werden, mit dem Ergebnis, dass 1990 eine eigene Jugendkapelle gegründet wurde. Außerdem erreichte die Kapelle in seiner Tätigkeitsperiode eine Stärke bis zu 60 aktiven Musikern.
Von 1975 bis heute nahm die Musikkapelle Gleink an 14 Konzertwertungsspielen teil. Dabei konnten siebenmal erste Ränge und ebenfalls siebenmal erste Ränge mit Auszeichnung erreicht werden. An Marschmusikwettbewerben wurde in dieser Zeit fünfmal teilgenommen, wobei dreimal ein erster Rang mit Auszeichnung und zweimal ein erster Rang erreicht wurde.
Bezirkswertungsspiel in der Gleinker Turnhalle 1979
Im September 1993 eröffnete die Feuerwehr Steyr-Gleink ihr neues Zeughaus in Stein. Nach der feierlichen Eröffnung spielte die Kapelle bis in den späten Nachmittag.
Im Juni 1994 wurde die Musikkapelle als Vertreter der Stadt Steyr zum “Spitzenfest” nach Plauen, einer Partnerstadt von Steyr im ehemaligen Ostdeutschland entsandt. Es fand ein großer Festzug durch Plauen statt, bei dem die Musikkapelle Marschmusik spielte. Beendet wurde dieser Ausflug durch einen Frühschoppen.
Bei der Jahreshauptversammlung 1996 übergibt Valentin Stöckler die Stelle des Obmannes an den kaufmännischen Angestellten Hubert Auer. Mit Ende des Schuljahres 1998 legt Manfred Dobler sein Amt als Kapellmeister zurück. Nachfolger wird der Musikschullehrer Mag. Peter Schedlberger. Mit der Generalversammlung am 14. 3. 1999 hat er als gebürtiger Gleinker die Kapellmeisterstelle offiziell übernommen. Schon vorher leitete er die Jugendkapelle Gleink-Dietach, welche 1996 gegründet wurde, und nahm mit ihr als erste Jugendkapelle in unserem Bezirk bei einer Konzertwertung teil. Seine musikalische Ausbildung und Zielstrebigkeit sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Blasmusik in Gleink.
(Quelle: Blasmusik in Gleink, Diplomarbeit Peter Schedlberger, 1996)